Der Begriff Co-Abhängigkeit existiert schon über 40 Jahre und galt ursprünglich für (Ehe-)Partner von Alkoholikern. Im Laufe der Jahre stellte sich aber heraus: Jeder Mensch, der in einer dysfunktionalen Familie aufgewachsen ist oder einen suchtkranken Elternteil hatte, ist höchstwahrscheinlich co-abhängig.

Co-Abhängigkeit ist eine Thematik, die erst wirklich greifbar wird, wenn du dich intensiv mit ihr auseinandersetzt. Das ist oftmals der Grund, warum so viele Menschen nicht wissen, dass sie co-abhängig sind. Es gibt keine einheitliche Definition, daher nenne ich dir hier meine. Denn Co-Abhängigkeit gibt es nicht nur im Suchtkontext. Sie ist vergleichbar mit einer emotionalen Abhängigkeit von einem anderen Menschen.

Ein anderes Wort für Abhängigkeit ist Sucht. Und eine Sucht ist nichts anderes als eine Suche nach etwas im Außen, was du in dir selbst nicht finden kannst. Du bist also von einem anderen Menschen abhängig, der dir das gibt, was du dir selbst nicht geben kannst. Co-abhängiges Verhalten in Beziehungen ist nichts anderes als, dass du die Liebe und Anerkennung, die du dir selbst nicht geben kannst im Außen suchst. 

Wenn dir das jetzt immer noch nicht so viel sagt, ist das vollkommen normal. Denn die Thematik ist komplex und zum besseren Verständnis habe ich dir hier noch ein paar Merkmale aufgelistet, die dir mehr Klarheit bringen werden. Das sind alles Aspekte, die nicht auf den ersten Blick erkennbar sind, lass mich daher gerne in den Kommentaren wissen, mit welchen davon du dich identifizieren kannst.

1. Ein geringes Selbstwertgefühl

Das Gefühl, nicht gut genug zu sein oder sich ständig mit anderen zu vergleichen, ist ein Zeichen von geringer Selbstachtung. Suchst du nach der Anerkennung anderer? Ist dir enorm wichtig, was andere Menschen von dir denken? Oft geht das auch damit einher, dass du es anderen immer versuchst recht zu machen und Dm Gegenzug deine eigenen Ansprüche und Wünsche in den Hintergrund stellst.

Vermutlich musst du dir selbst als auch anderen ständig etwas beweisen. Wenn du etwas nicht perfekt machst, hast du das Gefühl versagt zu haben. Du zweifelst öfter an deinen Fähigkeiten und versuchst, deine Fehler und Schwächen vor anderen zu verbergen.

Der Selbstwert ist die Bewertung, die man von sich selbst hat.

Ein geringes Selbstwertgefühl heißt, sich mehr abzulehnen als anzunehmen und wenig Selbstvertrauen zu besitzen. Dahinter verbergen sich meistens tiefe Scham- und Schuldgefühle. Die Ursache dafür führt wie so oft zurück in die Kindheit: Die Erfahrungen im Elternhaus, in der Schule oder mit Gleichaltrigen können den Eindruck vermittelt haben, dass wir – so wie wir sind – nicht in Ordnung waren. Wenn du hier tiefer eintauchen möchtest, empfehle ich dir diesen Artikel: Wie du mit Minderwertigkeitsgefühlen umgehst & deinen Selbstwert stärkst

Ein geringes Selbstwertgefühl ist wie eine Fahrt durch das Leben mit gezogener Handbremse. – Maxwell Maltz

2. ANDEREN GEFALLEN WOLLEN

Es ist normal und menschlich, anderen Menschen gefallen zu wollen. Wir sind alle soziale Wesen. An deinem Bedürfnis von allen gemocht und geliebt zu werden, ist nichts falsch. Gefährlich wird es aber, wenn daraus ein Zwang wird.

Die Sache bei Co-Abhängigen ist, dass sie von allen um jeden Preis gemocht und positiv bewertet werden wollen. Ihr Selbstwertgefühl ist völlig von anderen Menschen abhängig. Ohne die Wertschätzung anderer fühlen sie sich wertlos und unglücklich. Ging mir früher nicht anders. Wie ist es bei dir?

Dies führt zu einer endlosen Jagd nach Liebe und Anerkennung, wodurch du dich ständig für andere aufopferst. Du löst ihre Probleme und kümmerst dich um ihre Bedürfnisse. Du meinst es damit nur gut, denn du hilfst gerne und möchtest nett sein. Aber wofür du dann taub wirst, sind deine eigenen Interessen und Sehnsüchte. Du wirst Meister darin, sie zu ignorieren und links liegen zu lassen, da sie unbedeutend erscheinen. Oder zumindest empfindest du die Bedürfnisse der anderen für wichtiger.

Die Illusion, von allen gemocht und geschätzt zu werden führt oft zu Enttäuschungen. In dem Wort Enttäuschung steckt das Wort „Täuschung“ – und du täuschst dich, wenn du davon ausgehst, dass dich jeder Mensch mag. Bei über 7,6 Milliarden Menschen auf der Welt ist das schlichtweg nicht möglich. Andere Menschen sind auch nicht immer bereit oder in der Lage, uns zu lieben. Besonders nicht auf die Art und Weise, wie wir es uns wünschen. Das heißt nicht, dass wir nicht liebenswert sind, aber oftmals glauben wir das unterbewusst. 

Denn konnten unsere Eltern in unserer Kindheit das Bedürfnis nach Liebe und Zuwendung nicht ausreichend befriedigen, bleiben wir auch als Erwachsene ständig auf der Suche danach. Und das ist in den meisten Fällen so gewesen. Der Psychologe und Autor Robert Betz geht davon aus, dass Glaubenssätze wie „Ich bin nicht gut genug.“ oder „Ich bin nicht wertvoll.“ auf etwa 90% der Menschen zutrifft. An dir ist also nichts falsch, aber du darfst an deinem Selbstwert arbeiten, wenn du dich in diesen Zeilen wiederfindest.

Stress, Angst und Depression entstehen, wenn wir leben, um es anderen recht zu machen. – Paulo Cohelho

3. grenzen setzen fällt schwer

Eine Grenze schafft persönlichen Raum und ist eine imaginäre Linie zwischen dir und anderen. Sie teilt auf, was dir und anderen gehört und zwar nicht nur in Bezug auf Geld oder Besitz. Eine Grenze bezieht sich auch auf Gefühle, Gedanken und Bedürfnisse und besagt „bis hier hin und nicht weiter“. Damit schützt du dich zum Beispiel vor Demütigung, Vernachlässigung, psychischer Gewalt und anderen Formen der Grenzüberschreitung.

Co-Abhängige haben enorme Schwierigkeiten damit, Grenzen zu setzen. Dies hängt sehr stark mit dem Bedürfnis nach Anerkennung zusammen. Es fällt ihnen schwer, „Nein“ zu sagen. Deshalb sagen sie, aus tiefer Angst von anderen abgelehnt zu werden, lieber „Ja“. Was dabei so oft im Weg steht: Sie fühlen sich für die Gefühle und Probleme anderer Menschen verantwortlich.

Grenzen sie sich ab, fühlen sie sich schuldig. Mit dem Setzen von Grenzen befürchten sie, als rücksichtslose Egoisten zu gelten. Dies gefährdet wiederum den tiefen Wunsch nach Verbundenheit und Nähe. Sie stecken also lieber zurück und bewahren sich die Selbstlosigkeit. Sie schaden sich lieber selbst, als anderen Menschen ihren Beistand zu entziehen. Das Durchsetzen von Grenzen fällt Co-Abhängigen schwer, da sie sich selbst nicht wichtig genug nehmen. Aufgrund ihres niedrigen Selbstwertgefühls sind sie nicht in der Lage, für sich selbst einzustehen.

Ich hatte riesige Probleme mit dem Ziehen von Grenzen und habe eine Anleitung für dich geschrieben, mit der ohne Schuldgefühle Grenzen setzen kannst, wenn dich das Thema auch betrifft.

Die Grenze, die du weisheitsvoll dir fügst, behütet dich, dass du dich selbst belügst. – Erich Limpach

4. HOchsensibilität

Co-Abhängige orientieren sich meistens stark an ihrem Umfeld und reagieren auf die Gefühle und Gedanken anderer sehr, sehr sensibel. Weil sie super empathisch sind, saugen sie die Emotionen anderer Menschen auf wie einen Schwamm. Negative Gefühle wie Wut, Verzweiflung oder Trauer eines anderen können die eigene Stimmung sofort herunterziehen.

Du bist empfindlicher als die meisten Menschen und nimmst Dinge schnell mal persönlich? Fühlst du dich ungerecht behandelt und reagierst mit Verteidigung, wenn etwas gesagt wird, was nicht deiner Meinung entspricht? Dann kannst du vermutlich auch mit unerwarteten Veränderungen nicht stressfrei umgehe. Auch Streitereien oder Konflikte machen dir dann stark zu schaffen.

Wenn du hochsensibel bist, können die Gefühle anderer schnell zur  Last werden. Es ist super wichtig, dass du lernst dich von anderen abzugrenzen, da sonst dein Tag ganz schnell zu einer emotionalen Achterbahnfahrt werden kann. Wenn du das gemeinsam mit mir trainieren möchtest, lade ich dich herzlich ein der kostenfreien Breaking Free Community beizutreten.

Verwundbarkeit: deutsches Wort für Sensibilität. – Werner Mitsch

5. Sich ständig sorgen, kümmern & helfen

Das sog. Helfersyndrom ist DAS Merkmal von Co-Abhängigkeit. Verstehe mich bitte nicht falsch: Es ist eine gute Sache, wenn du anderen Menschen hilfst, die deine Unterstützung benötigen. Und vor allem ganz natürlich, wenn es sich dabei um einen suchtkranken Menschen innerhalb der Familie handelt. Es steht außer Frage: Alkoholiker, die mit ihrer Sucht kämpfen, sind auf den Rückhalt ihrer Familie angewiesen.

Problematisch wird das Helfen aber, wenn du deinen eigenen seelischen und körperlichen Bedürfnissen keine Beachtung mehr schenkst. Oder dich selbst vergisst, weil du wie selbstverständlich die Verpflichtungen anderer Menschen übernimmst. Auch „Gut zureden“ oder „Belehrungen“ sind eher schädlich als hilfreich für beide Seiten.

Dieses Helfersyndrom betrifft eigentlich jeden Menschen mit einem geringen Selbstwertgefühl und ist wie gesagt ganz typisch für Co-Abhängigkeit. Co-Abhängige vernachlässigen ihre eigenen Wünsche und Ziele. Sie opfern sich auf, was sie im gleichen Augenblick völlig überfordert und erschöpft. Das Verhältnis zwischen Geben und Nehmen stimmt einfach nicht – Sie geben immer mehr, als sie bekommen. Von demjenigen, dem sie helfen, wird entsprechende Dankbarkeit erwartet, die ihnen die benötigte Bestätigung und Anerkennung schenkt.

Sie sind von der Wertschätzung der anderen abhängig und fühlen sich nur dann liebenswert und gut, wenn sie sich für andere Menschen engagieren und einsetzen. Meistens wurde in der Kindheit das Gefühl vermittelt, dass sie für die Gefühle anderer verantwortlich sind. Kannst du sehen, wie sich hier ein Muster durchzieht?

Vernachlässige nicht dein eigenes Feld, um das eines anderen zu jäten. -Chinesisches Sprichwort

6. DIE SUCHT NACH KONTROLLE

Jeder braucht Kontrolle über die Ereignisse in seinem Leben. Niemand möchte schließlich in ständiger Unsicherheit und Chaos leben. Co-Abhängige brauchen allerdings mehr Kontrolle als der Durchschnitt, um sich sicher und geborgen zu fühlen. Dahinter steckt meistens eine tiefe Angst, angreifbar und verletzlich zu sein.

Typisch sind dann auch Perfektionismus und penible Ordnung. Oder auch sinnloses Verausgaben (z. B. im Job oder beim Sport), um nicht die Kontrolle zu verlieren. Co-Abhängige neigen ebenfalls dazu, ihre Partner und Familienmitglieder streng im Auge zu behalten. Hast du den Drang, dass andere Menschen sich auf eine bestimmte Art und Weise verhalten? Dieser Kontrollzwang wird besonders auf einen suchtkranken Menschen angewendet: Die Sucht des Betroffenen soll mit aller Kraft unter Kontrolle gebracht werden, damit nichts Schlimmeres passiert. 

Das ist ein Mechanismus, den ich auch noch aufrecht erhalten habe, obwohl ich mich der Sucht meines Vaters entzogen habe. Bis ich das in mir aufgelöst konnte, habe ich das sehr viel auf meine Partnerschaften übertragen. Welche Folgen das hatte, kannst du hier nachlesen.

Die Meister sehen die Dinge, wie sie sind, versuchen jedoch nicht, sie zu kontrollieren. Sie lassen sie ihren eigenen Weg gehen und wohnen im Mittelpunkt des Kreises. – Laotse

7. STARKE ORIENTIERUNG IM AUSSEN

Co-Abhängige neigen dazu, ihre Zeit damit zu verbringen, über andere Menschen oder Beziehungen nachzudenken. Oft versuchen sie zu entschlüsseln, was ein anderer denkt oder fühlt und warum. Kennst du vielleicht von dir? Sie tun das, weil sie sich von der Zuneigung anderer Menschen stark abhängig machen und Angst vor Ablehnung haben. Ihre Gedanken kreisen sich oft darum, ob sie in irgendeiner Art etwas falsch gemacht haben könnten.

Sie sind sehr darauf bedacht, unter keinen Umständen Fehler zu machen. So sehr schnürt die Angst, von anderen zurückgewiesen zu werden. Meistens sind sie so gefühllos für sich selbst, dass sie gar nicht wissen, was sie eigentlich brauchen und fühlen. Und falls doch, sprechen sie nicht gerne darüber.

Hast du oft Angst, anderen zur Last zur fallen, wenn du ihnen deine Wünsche ehrlich mitteilst? Es bereitet manchmal große Schwierigkeiten, deine Gedanken, Bedürfnisse und Gefühle offen zu kommunizieren. So viele Menschen trauen sich nicht, auszudrücken, wenn ihnen etwas nicht gefällt. Wir haben das einfach nicht gelernt. Stattdessen tun wir so, als wäre alles cool. Aber das macht einfach nicht glücklich, im Gegenteil: Diese starke Außenorientierung hält dich grundlegend davon ab, dein eigenes Leben zu leben.

Wenn wir unsere eigenen Bedürfnisse nicht ernst nehmen, tun es andere auch nicht. – Marshall B. Rosenberg

8. SCHMERzHAFTE EMOTIONEN

Co-Abhängigkeit erzeugt permanenten Stress im Alltag und führt zu Schmerz und Leid, zum Teil sogar unbewusst. Ich habe früher gar nicht gemerkt, dass ich eigentlich ständig im Überlebensmodus war. Später habe ich dann verstanden, womit das zusammenhängt:

Ein niedriges Selbstwertgefühl und tief sitzende Schamgefühle erzeugen eine ständige Angst:

  • Abgelehnt oder verlassen zu werden
  • Fehler zu machen
  • Selbst ein Fehler zu sein
  • Allein zu sein
  • Verurteilt zu werden
  • Gefangen zu sein

Diese inneren Ängste rufen Wut, Groll, Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit in uns hervor. Dadurch besteht die Gefahr, sowohl von diesen Gefühlen regelrecht überrollt und überfordert zu werden, als auch in Depression zu verfallen. In dem meisten meiner Programme legen wir den Fokus darauf, einen gesunden Umgang mit unseren Emotionen zu finden um mit uns in Einklang zu kommen. Dies ist die Grundvoraussetzung um ein Leben in Gelassenheit und Leichtigkeit zu leben.

Die Verzweiflung schickt Gott nicht, um uns zu töten, er schickt sie, um neues Leben in uns zu erwecken. – Herman Hesse

9. OHNE ANDERE GEHT ES NICHT

Obwohl Co-Abhängige erwachsen sind und somit selbstständig leben können, haben sie Angst davor, von anderen Menschen verlassen oder zurückgewiesen zu werden. Viele müssen immer in einer Beziehung sein, weil sie sich sonst einsam und niedergeschlagen fühlen. Ich war genau deswegen die meiste Zeit meines Lebens in einer Partnerschaft.

Wenn du das auch von dir kennst, dann fällt es dir vermutlich auch schwer, eine Beziehung zu beenden – selbst wenn diese Beziehung schmerzhaft oder gar missbräuchlich ist. Du fühlst dich gefangen, denn eigentlich weißt du ja, dass eine Trennung sinnvoll ist. Aber deine tiefe Angst, ohne diesen Menschen allein und verloren zu sein, ist meistens größer als das Leid innerhalb der Beziehung.

Aus diesem Grund fällt es vielen co-abhängigen Menschen schwer, ihre toxischen oder alkoholkranken Partner zu verlassen. Sie halten sich vollkommen verzweifelt an jedem Strohhalm fest, um diesen Menschen, von dem sie ihr Glück abhängig machen, nicht zu verlieren. Meistens bleiben Co-Abhängige in einer Verstrickung, die ihnen jegliche Energie raubt, weil sie ihr Schicksal in die Hände eines anderen gelegt haben und sich nicht vorstellen können, ohne den anderen leben zu können. Bevor die Beziehung zerbricht, haben sie sich oft bereits selbst zerstört.

Das ganze Geheimnis des Daseins ist, keine Furcht zu haben. Fürchte nicht, was aus dir wird, und hänge von niemanden ab. – Swami Vivekananda

10. EIGENE Bedürfnisse LEUGNEN

Manchmal führt deine Aufopferung dazu, dass du gar nicht mehr für dich selbst lebst. Du bist immer stark und sofort zur Stelle, wenn jemand Hilfe benötigt. Wenn du allerdings Selbst mal Hilfe benötigst, kannst du nicht danach fragen und erst recht keine annehmen. Du vergisst deine eigene Verletzlichkeit und verleugnest gleichzeitig dein Bedürfnis nach echter Liebe und Intimität. Ich war damals sehr geübt darin, ihre Gefühle und Bedürfnisse zu verleugnen.

Da Co-Abhängige oftmals gar nicht wissen, was sie selbst fühlen, konzentrieren sie sich darauf, was andere fühlen. Sie achten darauf, was andere Menschen brauchen könnten, statt sich ihrer eigenen Wünsche bewusst zu werden. So kommt auch diese Empathie zu Stande, die ich weiter oben erwähnt habe. Sie sehen nicht, dass sich dieses Verhalten negativ auf ihren Alltag auswirkt. Es fällt ihnen schwer, sich ihrem eigentlichen Problem bewusst zu werden: Co-Abhängigkeit.

Stattdessen denken sie, das Problem sei jemand anderes (z. B. der Alkoholiker) oder sie empfinden sich typischerweise als Opfer ihrer Umstände (z. B. der Zerfall der Familie). In ihrer Verzweiflung und Hilflosigkeit versuchen sie, ihre Situation mit allen Mitteln zu entschärfen. Oder die Menschen, die sie für ihre Lage verantwortlich machen, zu ändern. Dabei wird etwas ganz wichtiges übersehen – nämlich etwas, was wirklich helfen würde: Die eigene Rolle hinterfragen und das eigene Verhalten offen und ehrlich reflektieren.

Selbstverleugnung ist einfach eine Methode, durch die der Mensch seine Weiterentwicklung hemmt. Oscar Wilde

WAS DU TUN JETZT KANNST

Wenn du bisher gelesen hast, weil du dich in den Punkten wiederfindest, macht es vielleicht den Anschein, dass mit dir etwas nicht stimmt. Das ist nicht der Fall, my Love. Auch sind diese Anzeichen keine Anklage an dich, sie sollen dir einfach nur der ehrlichen Reflektion dienen, damit du erkennst, wo du ansetzen darfst. Und ja ich weiss, manchmal tut die Wahrheit weh.

Als Kind eines alkoholkranken Vaters bin ich bereits sehr früh co-abhängig geworden. Mit einem Zwang zur Kontrolle wuchs ich automatisch auf und es gab mir immer ein gutes Gefühl, mich als Erwachsene ständig um andere zu kümmern. Ich durstete als Kind nach der Liebe und Anerkennung meiner Eltern, die aufgrund der Belastung durch die Alkoholsucht nicht in der Lage waren, mir genügend Aufmerksamkeit zu schenken.

Das habe ich dann auch noch lange Zeit als Erwachsene ausgelebt. Viele Jahre war ich immer noch bereit, mich vollständig auf die Bedürfnisse anderer Menschen zu konzentrieren, während ich meine eigenen unbeachtet ließ. „Nein“ sagen war für mich unmöglich und ich hatte auch keine Ahnung, wie man gesunde Grenzen setzt. 

Ich habe nie gewusst wer ich war, was ich im Leben will oder was ich brauche, weil ich mich die meiste Zeit meines Lebens selbst verleugnete. Groll, Missmut, Verzweiflung und Schmerz haben mich ständig im Leben begleitet. Das habe ich nie in Frage gestellt, denn ich übernahm von meinen Eltern den Glaubenssatz: Das Leben ist ein Kampf und es ist leidvoll. Aber das stimmt nicht.

Das habe ich komplett für mich auflösen können, indem ich mich intensiv mit mir und meinen Prägungen auseinandersetzte und 100%ige Verantwortung für mein Leben übernahm. Es war ein langer Weg, aber heute lebe ich frei. Absolut frei und glücklich. Leicht und erfüllt durch jeden einzelnen Tag meines Seins.

Mein kostenfreier Audioguide „Aufbruch in die Freiheit“ ist eine Step by Step Anleitung in ein selbstbestimmtes Leben. Machmal sehen wir vor lauter Bäumen den Wald nicht und durch den Guide bekommst sofortige Klarheit darüber, welchen nächsten Schritt du jetzt gehen muss. Hier kannst du in dir direkt downloaden:

ZUM KOSTENFREIEN AUDIOGUIDE

Co-Abhängigkeit und seine Symptome zu verstehen, bedeutet, sich selbst zu verstehen, sich selbst zu spüren, seine Bedürfnisse wahrzunehmen und vor allem: Aus seiner Komfortzone zu treten und volle Verantwortung für sein Glück zu übernehmen. Und egal wo wir gerade im Leben stehen, jeder von uns trägt die Stärke und den Mut in sich, sich sein Glück und ein erfülltes Leben selbst zu erschaffen. Auch du kannst es schaffen und wenn du dir dabei Unterstützung wünschst, bin ich für dich da.

In Liebe,

Deine Mel

Diese dreiteilige Artikelserie könnten auch interessant für dich sein:

  1. Warum du in einer co-abhängigen Beziehung statt in einer erfüllten Partnerschaft lebst
  2. Wie du Co-Abhängigkeit durchbrichst und endlich glücklich wirst
  3. Tschüss Co-Abhängigkeit, hallo Freiheit! Diese Fragen können dein Leben verändern

Gehe weiter und tauche noch tiefer ein

Du möchtest Co-Abhängigkeit durchbrechen und dir ein glückliches Leben erschaffen? Dann könnte die kostenfreie Breaking Free Community der richtige Ort für dich sein, um dich genau dabei zu unterstützen. In meiner Online Support Gruppe begleite ich dich als Coach und stehe dir bei all deinen Fragen zur Seite. 

3 Gedanken zu „10 Wahrheiten über Co-Abhängigkeit, die die meisten Menschen nicht wissen“

  1. Liebe Mel,
    vielen Dank, dass Du Deine intimen Gedanken mit uns teilst und zumindest mir dabei hilfst, mich nicht wie ein Außerirdischer zu fühlen, der allein ist mit seinen Problemen auf der Welt. Und genau das ist es, was es auch ganz gut beschreibt, denke ich.. Ich habe mich in eine eigene, der realen Welt ganz fremden Galaxie befunden, die ich mir selbst geschaffen habe, weil ich die Situationen um mich herum nie ertrug, weil ich so sensibel wurde mit meinen Erlebnissen in der Kindheit. Heute, mit 28 Jahren, habe ich ein kleines Erwachen erlebt, was mir ganz klar zeigte, dass ich in einer komplett anderen Welt gelebt habe, als auf der auf der ich tatsächlich bin. Das Achtsamwerden für mich selbst hat mir dabei geholfen und meinen Selbstwert wieder aufgemöbelt, Dein Artikel passt sehr gut zu meinem Erlebten und gibt mir Kraft, mich nicht einsam zu fühlen, dafür noch einmal meinen ganz großen Dank!
    N

    Antworten
  2. Danke. Ich finde mich in allen dieser aufgezählten Dinge wieder.
    Ein starker Glaubenssatz ist von mir auch „ohne dich bin ich nicht“ – „ohne dich kann ich nicht leben“ „ohne dich weiß ich nicht wer ich bin.“
    Das aufgeben für andere ist viel leichter, als zu wissen was ich selbst möchte oder wer ich bin.
    Ich weiß es nicht.
    Danke für dein Teilen!

    Antworten
    • Danke Lisa für das Teilen deiner Gedanken und die Ergänzung der auch sehr häufigen Glaubenssätze die mit Co-Abhängigkeit zusammenhängen. Denn darum geht es im Kern: Die Ablenkung von uns und unserem eigenen Schmerz, denn das Lindern der Schmerzen anderer ist das was wir erlernt haben und somit das was uns am leichtesten fällt. Ich hoffe, dass dir meine Beiträge auf deinem Weg helfen. Liebe an dich, Mel

      Antworten

Schreibe einen Kommentar